Die Geschichte vom IBIS
Das allererste Logo war eine Pyramide, die stand nicht weit von meiner ersten Werkstatt entfernt am Stadtrand im Branitzer Park, dort hatte Fürst Pückler in der Wasserpyramide sein Lieblingspferd und in der größeren Landpyramide, seine Geliebte begraben. Beide brachte er von einer Ägytenreise mit. Das gefiel mir und ich las etwas über dieses Land, welches für uns in der DDR unerreichbar schien. Den Ibis benutzte ich dann als Symbol für Freiheit und Glück, nachdem ich eine Geschichte las, die nach der ägyptischen Mythologie, den Ibis als Glücksboten darstellte. Das hat mir nicht nur gefallen, sondern hat mich wissen lassen, dass alles seine Geschichte hat. Wenn der Ibis sich am Nil niederlies, bedeutete das für die dortigen anliegenden Bauern, dass der Fluß viel Wasser führen wird und damit die Felder gute Ernte bringen.
Freiheit und Glück brachte dieses Symbol in der DDR nur beschränkt. Die private Freiheit dehnte man soweit wie nur möglich aus. Das private Glück bastelte man sich selbst. Getreu einem alten Sprichwort, dass irgendwo ein Stern aufgeht, musste dieser mit ins Logo. Die Zunge war für die Stasi und für die Spitzel gedacht, die mit gespaltener Zunge diese Freiheit und das kleine Glück ständig zerstörten.
1987 flachte ich mein Symbol ab. 1986 war ich mit Frau und dem Kind nach Frankfurt/Main umgezogen. Die IBIS-Zunge wurde beschnitten, weil ich noch nichts von der kapitalistische Denunziation und Intrigantz erfahren hatte. Heute müsste sie wieder dran. Die Vulva als Fruchtbarkeitszeichen musste auch weg, weil dieser Kapitalismus macht keinen Spaß und darf sich nicht vermehren.
Ein Zacken der Krone brach ab und der Stern ging unter. 1997 zeichnete ich ein paar Brüste in den Korpus, mit der Hoffnung, dass sie mich in Zukunft nähren. Das war weit gefehlt.
Heute, 20 Jahre später, nein, jetzt 30 Jahre später dümpelt man in dieser ruinierten, korrupten und verkommenen Gesellschaft dahin und das Wasser steht einem nicht nur manchmal überm Kinn.
Ein Zacken ist wieder abgebrochen, warum nur?
Was wird noch kommen?
Sind wir, bin ich zu dumm zum Leben?
oder
Sind wir, bin ich zu dumm zu leben?
Sved Uwe Dressler
15.12.2018