Mirijam Grace Palma

Mirijam Grace Palma ist nicht nur Schriftstellerin sondern vor allem spirituelle Philosophin und Ganzheitliche Theologin. Was genau mit letzterem gemeint ist, erklärt sich am besten durch ihre Bücher, die Vorträge und Lehrseminare, mit denen sie noch bis vor kurzem durch die Lande reiste – und, nicht zuletzt, durch die Art, wie sie ihre Überzeugungen lebt: die in West-Deutschland als Kind deutscher Eltern Geborene, die in der DDR aufgewachsen und 1984 im Alter von siebenundzwanzig wegen antisozialistischen Verhaltens als Künstlerin ausgebürgert worden ist. Um sich dann, nachdem sie in ihrer Wahlstadt Frankfurt den Kapitalismus in all seinen Spielarten kennengelernt hatte, während einer ihrer Indienreisen dazu zu entschließen, wieder einen Glauben anzunehmen: Sie, die jüdische Wurzeln besitzt, als Kind getauft wurde, sich dann von Kirche und Religion entfernte und schließlich, zunächst vom Marxismus und dann auch von den hiesigen Scheinwerten enttäuscht, verschiedenen mystischen Traditionen zuwandte – und die dann, nicht einfach nur konvertierte, sondern, wie sie es selbst ausdrückt, ihren Glauben um den des Islam erweitert hat.
Mancher könnte vielleicht, oberflächlich betrachtet, dem Irrtum verfallen, darin ein Bild des „unstet und flüchtig“ zu sehen: eine Art Weltflucht auf höchstem Niveau. Und daß jene Frau, für die diese Chiffre aus dem Tora-Text zweifellos auch eines der zentralen Themen ihrer Arbeit darstellt, die, gemäß der Sunna des Propheten, nun immer in Kopftuch und lange Gewänder gekleidet, deshalb im eigenen Land manchmal als Ausländerin angesprochen wird, damit eine auf irgendwelchen überholten Doktrinen gegründete Realitätsabgewandtheit zur Schau stellen würde. Nicht jedoch Mirijam Palma, die als Philosophin des Herzens, als die sie sich selber sieht, immer nur stetig und konsequent einem einzigen Weg gefolgt ist – eben dem, des Herzens. Und für die deshalb jeder ihrer Schritte seine Folgerichtigkeit hat – freilich einer inneren Logik entsprechend, die wiederum aus ihrem Leben und ihren Erfahrungen resultiert. Und die sich mit dem von ihr gewählten Begriff einer Ganzheitlichen Theologie am besten beschreiben lässt: eine über-konfessionelle, sich einer ganz und gar doktrinfreien, weil nicht-linearen Lesart der Überlieferungen befleißigenden, strikt praxisbezogenen, keinen einzigen Bereich des Menschlichen ausklammernden, bewusst gelebten Lehre vom Sein.
Und wenn man die frühen literarischen und künstlerischen Manifeste jener Autorin aus ihrer Sturm- und Drangzeit im subversiven Denker-Milieu der Ex-DDR liest, erkennt man auch darin sogar schon den Ansatz einer befreiten Kommunikation, wie sie es nennt. Und die wohl auch Heiner Müller seiner Zeit begeisterte, der sie mit dem Dresdner SUM-Theater an die Akademie der Künste holen wollte. Botschafterin zwischen den Kulturen wollte sie damals schon sein. Nun – sie ist es: mit jedem Wort, mit jeder Geste, mit jeder Faser ihres Herzens!