Autorin: Mirijam Grace Palma
*27. März 1957 in Wilhelmshaven – † Mai 2015 in München
Autobiografie
Mirijam Grace Palma beschreibt in ihrer Autobiografie den zweiten Teil ihres Lebens ab Anfang der 90er Jahre bis kurz vor ihrem Tod 2014.
Ausschnitte aus GRACE – Mein Leben Teil II
„Dieser Tag kurz vor dem Beginn der Adventszeit des Jahres 1992, an dem ich morgens auf dem Frankfurter Hauptbahnhof stand, um in den Zug nach Mannheim einzusteigen – ich trug einen Mantel und darunter einen dreiviertellangen, vielleicht eine Spur zu „ethnisch“ wirkenden, türkisfarbenen Baumwollrock, und in der Hand hielt ich eine Reisetasche mit Dingen, die man so braucht, wenn man für längere Zeit ins Krankenhaus geht – dieser Tag also, markierte das definitive Ende meines bisherigen Lebens. Doch genau so endgültig das war, was dieser Gang praktisch besiegelte, so bewusst war ich mir dessen auch, und nichts in der Welt hätte mich damals – oder, wenn es heute wäre, hätte mich jetzt – in meinem Entschluss, es zu tun, abhalten können.“
„Ich kann allerdings sagen, dass das, was ich einmal die innere Verwandlung nennen möchte, bereits schon Monate vorher vollzogen worden war. Dabei hatten natürlich die hochdosierten weiblichen Hormone, die ich jeden Monat in Form von Estradiol, das aus dem Urin trächtiger Stuten gewonnen wurde, gespritzt bekam, und deren Wirkung auf das endokrine System naturgemäß recht stark war, zweifellos ihr Übriges getan. Aber das war nicht das Einzige, das die Revolution in meinem Körper bewirkte. Zumal ich damals damit begann, mich für spirituelle Energien zu öffnen, und ich mich etwa zur Reiki-Heilerin ausbilden ließ. Darüber hinaus hatte mir jemand etwas von Sai Babas Asche geschenkt. Und es hatte nur ein paar Partikelchen davon gebraucht, um sämtliche Chakren in mir aufzureißen. Es war sogar so, dass jeden Abend zu einer bestimmten Zeit, ohne dass ich irgendetwas getan hätte, meine Wirbelsäule zu glühen begann. So als würde meine Kundalini-Energie erwachen.“
„Es war von einem deutschen Chirurgen verfasst worden, der selber zu Recht als die Kapazität auf diesem Gebiet gilt. Und dies wiederum, weil er nicht nur eine Vielzahl von entsprechenden Operationen mit durch die Bank hervorragenden Ergebnissen aufzuweisen hatte – sowohl die Fotos, die in seinem Buch veröffentlicht worden waren, als auch die ärztlichen Erfahrungsberichte sprachen für sich – sondern der darüber hinaus Korrekturen von Eingriffen vornahm, die andere Chirurgen, etwa in Thailand oder England oder irgendwo im Ostblock zu verantworten hatten. Und die mitunter Ergebnisse ablieferten, bei denen einem geradezu schlecht werden konnte – ich erspare meinen Leserinnen und Lesern hier lieber die Einzelheiten – und wohingegen die Arbeiten von Professor Dr. Eicher, so der Name meines Wunderdoktors, tatsächlich als echte Kunstwerke anzusehen waren.“
„Nachdem mein Konto gesperrt war – ich war natürlich nicht mehr in der Lage, den inzwischen zu astronomischen Höhen angewachsenen Dispo-Kredit zu bedienen – und keine der Geld-Quellen mehr floss, blieb mir nichts anderes übrig, als mir einen Job zu suchen. Und da ich ja schon Erfahrungen hatte mit der Arbeit in Restaurant-Küchen, bewarb ich mich in einem bekannten Restaurant um die Ecke, dem Harveys, das für seine Bar, seinen BrunchService, sein Szene-Publikum und seine Konzerte bekannt war. Und das sich damals fest in schwul-lesbischer Hand befand – kurzum: ich war, auch wenn es sich bei meinen Kollegen in der Küche durchweg um Inder handelte, die prinzipiell „Singh“ hießen und mein Küchenchef Kurde war, mit Beziehungen zur PKK, durchweg von Menschen umgeben, die meinem Schicksal allesamt positiv gegenüber standen.“
„Doch zunächst stand erst einmal meine zweite OP im Raum. Zwar hatte – dank der Stuten – die Revolution in meinem Körper nicht zuletzt das Wachstum der Brüste angeregt und nahmen die Warzenvorhöfe auf den sich allmählich herausbildenden, sanft geschwungenen Erhebungen, und die in der Tat an die zaghafte Brustbildung eines pubertierenden Mädchens erinnerten, die Dimensionen derer von Schwangeren an: Allein, es war nicht genug. Das sah sogar mein Professor ein. Und der es ja, was das Eingreifen in Gottes Plan anging, sehr genau nahm.“
„Auch hatte ich diesmal kein Einzelzimmer, sondern musste mein Zimmer mit einer Neu-Frau teilen, die dort auf ihre erste OP wartete und alle verrückt machte. Außerdem ging es mir damals ziemlich schlecht, zumal meine Mitpatientin darauf bestand, dass das Fenster geschlossen bleiben sollte, und die Schwestern sie, da man mir als frisch Operierter natürlich einen erhöhten Sauerstoffbedarf zugestand, irgendwann auf den Flur verfrachteten. Und zuguterletzt litt ich die ganze Zeit über höllische Schmerzen. Aber das Ergebnis war dennoch perfekt.“
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